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Ralf Dereich: „Playing loose“, 25.6.-30.7.2011

Farbe dominiert: überall Rosa, mal hauchzart, mal cremig wie ein Himbeer-Yoghurt, mal sinnlich-fleischig und barock wie ein Samtkissen. Dann poppig, verlockend wie ein Lolly. Harmlos? – Nein, aufregend! Denn dieses Rosa vermag alles: streichelt Seelen, packt zu, wirft nieder, drückt an die Wand, lässt fallen, fängt auf. Wolf im Schafspelz. Ein Schauspiel ohne Gewinner, ohne Ausgang. Nur des Spielens wegen!

Trifft auf ein Grün, von der Maiwiese gestohlen, mit Milch übergossen. Fließt über Rosa, verführt, wickelt ein, fängt ein, zähmt. Das männliche Element im Spiel des Lebens? Das wäre zu einfach. Das Gegenteil vielleicht, oder gar keine Bedeutung? Wie kann denn ein Grün nichts bedeuten?

Sollte man die Formen erwähnen?  Oder genauer gesagt die Körper? Körper-Sprache? Oder nur Spielerei des Zufalls-Pinsels?  Schwingt sich durch die Farben und hinterlässt Organisches. Kann ja auch nur Fließend-Weiches hervorspülen: Die Farbe gibt den Ton an. Schlägt den Takt der Linie. Ein Pendel. Ein Rhythmus, der nicht aufhört, sich neu abmischt, abbricht, wieder anschlägt.

Keine Tradition jedenfalls, auch keine Nostalgie. Kein Gestern, kein Heute. Malerei, die im Nichts steht, Malerei, die spielt: mit uns, mit sich selbst und die verwirrt, wenn wir Konkretes suchen. Unfertig? Nein, absolut.  Reduziert auf das Wesentliche. Ist das am Ende gar Unterhaltung – oder besser noch: Selbstunterhaltung?

Wollen wir die Kunst weiter erklären? Nein, sollen wir nicht.  Sie ist ja nur die Plattform für den Betrachter, sich selbst zu erkennen. Und jede Assoziation ist Persönlichkeitsspiegel des Schauenden, nicht aber Künstlerintention. Intention des Künstlers ist nicht, ein interpretationsgesteuertes Komponieren der Einzelelemente, sondern vielmehr der Prozess als solcher, der beim Betrachter in Gang gesetzt wird, wenn er die Bilder sieht. Also schauen wir hinein und hindurch und finden uns selbst wieder: Dereich, der „Ego-Transmitter“! Wir sind wir, nur anders und intensiv, wenn wir auf diese Kunst schauen. Sie legt frei, was verdeckt ist, gesteht ein, was zu uns gehört, findet wieder, was verschollen war. Aber leicht sollen wir es tun, unbeschwert:  „Playing loose!“.

Berthold Pott, Juni 2011