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Max Frintrop: „Ricochet“

04. Mai – 06. Juni 2012

Mit seiner aktuellen Ausstellung Ricochet zeigt Max Frintrop ein höchst konzentriertes und konzeptuelles Werk: Seine künstlerische Auseinandersetzung mit (dem Thema) der Wahrnehmung von Raum und Räumlichkeit wird hier in den unterschiedlichen Bildmedien Malerei und Plastik präsentiert; da gibt es zum Einen die Leinwandarbeiten, zum Anderen ein ausladendes, hölzernes Objekt, das den Galerieraum wie ein entleertes Gefäß einnimmt.

Max Frintrop ist Maler, der sich im Laufe seines Schaffens inhaltlich und explizit über die gängigen Grenzen der Malerei „hinweggearbeitet“ hat. Innerhalb seiner Malerei schafft er sich also ein über-mediales Konzept, das er jenseits der Spezifizität von Farbe, Pinsel und Bildträger balanciert. Malerei bei Frintrop ist ein geometraler Raum, in dem er selbst den Perspektivpunkt gibt. Erst ausgehend von diesem Punkt wird es seiner Malerei möglich, sich auch strukturell im Raum ihres Stattfindens zu manifestieren und als Teil dieses Raums begreifbar zu werden. Diese konsequente Art, die eigene künstlerische Idee und Positionierung im (Kunst-) Raum einzunehmen und zu beleuchten, ist in seinen Arbeiten im doppelbödigen Modus der Ironie aufgehoben: eine Ironie, die die Ernsthaftigkeit seines Anliegens in den Mantel der Leichtigkeit schlägt.

Seine Leinwandarbeiten zeigen durch das Auftragen einfacher Pinselstriche und schnörkelloser Farben geometrische Formen innerhalb eines Bildraums, der nur eine tiefenräumliche Perspektive oder Dreidimensionalität andeutet. Tatsächlich aber erliegen wir unserem Willen zu visueller und imaginärer Selbst-Täuschung. Die gemalten und an das Formenvokabular konstruktivistischer Malerei erinnernden Drei- und Vierecke mitsamt ihrer weißen oder grauen Innenräume bleiben, was sie sind: mehr oder weniger dicht aneinander gedrängte Pinselstriche, die höchstens durch ihre lässige Fehlerhaftigkeit wie verschmierte Farbverläufe an eine außerleinwandartige Existenz erinnern. Frintrops Objekte eignen zarte Stabilität und fragile statische Verlässlichkeit… ein paradoxales Gleichgewicht, in dem das Eine stets ins Andere umzukippen droht, ohne seinen Halt in dem Raum zu verlieren, in dem es dieses Spiel von Kraft und Gegenkraft entfaltet. Diese ebenfalls von drei- und viereckigen Formen geprägte Plastiken stehen wie auf wackeligen „Beinen“, schwebend im Raum, diesen zwar einnehmend, sich ihm anschmiegend und dennoch keinem wirklichen Ort zugehörig.

So besteht Max Frintrops Welt eher aus Ideen als aus Dingen, und man versteht angesichts seiner Ausstellung, dass es sich hierbei auch um die Welt der Malerei dreht, dass Dinge sowohl Pinselstriche, Farbe, Lasierungen als auch Leinwand, Holz und mathematische Winkel sein können und dass es die Idee ist, die alles so neben-, unter oder übereinander positioniert, dass es zu einem Ganzen wird.

Rebecca Maria Jäger